1.000 km nördlich des Startpunktes unserer Reise mit der AIDAcara (unbeauftragte Werbung) in den hohen Norden haben wir sie endlich richtig gesehen: Nordlichter. Wie lange habe ich mir gewünscht, diese magischen Lichter zu sehen. Das war dann auch das eigentliche das Ziel unserer Reise, die Nordlichter zu sehen. Im vierten Hafen unserer Reise, hoch oben im Norden war es soweit. In Alta, Nordnorwegen.
Alta ist für unsere Verhältnisse eine eher kleine Stadt mit etwas mehr als 20.000 Einwohnern. Es wirkt aber nicht städtisch, denn mit nur 5 Einwohner pro Quadratkilometer verteilt sich alles ganz gut (Zum Vergleich, in Deutschland sind es über 200 Einwohner pro km2 im Durchschnitt!). Dennoch ist Alta ein Zentrum in der weitläufigen Finnmark, es gibt hier einen Flughafen (neben dem die AIDAcara lag), ein Einkaufszentrum und sogar eine Universität. Ansonsten gibt es vor Allem viel Platz. Und als wir dort waren, gab es viel, viel Schnee.
Alta war eine Winterwunderlandschaft. Alles war mit einer dicken Schneeschicht bedeckt und die Straßen und Wege waren geradezu in den Schnee hineingefräst. Und nicht geräumt. Da die Norweger mit Spikes fahren, ist das kein Problem. Bei uns würde da wohl umgehend ein riesiges Chaos ausbrechen…. Schneebedeckte Wege bedeutet auch, dass man mit Langlaufskiern zum Einkaufen fahren kann 😉
Wir haben einen Spaziergang durch Alta gemacht, uns durch das ein oder andere kurze Schneegestöber gekämpft, haben eine Runde durch das erstaunlich große Einkaufszentrum gedreht und sind dann eingekehrt, um Kaffee zu trinken. In eine Pizzeria, die von außen sehr urig und von innen sehr cool aussah. Und die eine Pizza mit Walfleisch auf der Karte hatte. Da war ich mal kurz sehr irritiert, denn das finde ich, gelinde gesagt, ziemlich, äh, scheiße. Ja, ich weiß, Walfleisch wird schon seit Jahrhunderten in Norwegen gegessen, aber angesichts der Lage der Wale finde ich das sowas von unnütz. Für uns gab es natürlich kein Walfleisch, wir haben uns an den Nachtisch gehalten. Der war sehr, sehr lecker.
Nordlyskatedralen
Mein Highlight im Ort war aber der Besuch der Nordlichtkatedrale. Von außen ein imposantes Gebäude verpackt in Titan, ist die Kirche innen noch beeindruckender. Außen strahlt das Gebäude, sobald ein paar Sonnenstrahlen darauf treffen, außerdem ist die Form, eine Schnecke mit hohem Turm in der Mitte schon sehr außergewöhnlich. Innen kommt man erst in einen Gemeindebereich, dann geht es in den Kirchenraum, unter dem Turm hindurch. Viel Sichtbeton, viel Eiche, einige Akzente in Mattgold wie die Himmelsleiter im Turm. Und über dem Altar nicht nur ein große Christusstatue, sondern auch viele, viele Leuchtstreifen an der Wand, die wie ein Nordlicht zu tanzen scheinen.
Es gibt viele Details wie das Taufbecken, die wirklich sehr schön gestaltet sind. Mich hat die Kirche so beeindruckt, dass ich sofort überlegt habe, wie ich es schaffe, alle meine Gäste nach Alta zu verfrachten, um in dieser Kirche heiraten zu können. Sie ist schlicht aber dennoch aufsehenerregend. Nicht überladen, nicht oldschool. Perfekt für einen Ort, an dem im Winter die Lichter über der Stadt tanzen.
Nordlichter, Polarlichter des Nordens
Apropos Lichter über der Stadt: Spät abends, um 22:00 Uhr, ging es für uns noch einmal raus in die doch recht milde Kälte zum Nordlichtcamp (Werbung ohne Auftrag). Die Nordlichtvorhersage für die Nacht war gut, wir und das Lille Frøken dick eingemummelt. Die hat sich übrigens auch den ganzen Trip lang nicht aus der Ruhe bringen lassen und verschlief alles.
Mit dem Bus ging es 20 km außerhalb von Alta ins Camp von Pæskatun auf einer Anhöhe mitten im Nirgendwo. Vermutlich ist es normalerweise auch recht einsam, wenn man allerdings mit einem Kreuzfahrtschiff kommt, eher nicht. Im Camp stehen ein paar Hütten und auch ein traditionelles Sami-Zelt, es gibt warmen Tee und Kuchen und jede Menge Informationen. Es wird erklärt, wie Nordlichter entstehen, für uns interessanter waren aber die Tipps zum Fotografieren.
Die brauchten wir auch, denn auch dieses Mal waren die Nordlichter nur sehr zart am Himmel zu sehen. Leicht grünlich zog sich ein breites Band über den Nordhimmel, dessen Form sich immer wieder veränderte. Über Alta war sogar fast der ganze Himmel zartgrün. Auch wenn die Lichter teilweise mit bloßem Auge nur zu erahnen war, hatte die ganze Situation schon was magisches an sich. Wir saßen auf mit Rentierfellen belegten Schneebänken, in der Hand ein warmes Getränk. Über uns der fast sternenklare Himmel mit den Lichtern. Mir fehlte eigentlich nur noch etwas mystische Musik. Irgendwie war ich zuvor fest davon überzeugt, dass, sobald die Lichter zu sehen sind, von irgendwoher Musik kommt.
Die Kamera hatten wir mit einem Goriallpod am Bugs des Frøken festgemacht und per Handy haben wir ausgelöst. Denn keiner von uns hat so eine ruhige Hand, die für die Fotos von Nordlichtern notwendig ist. Übrigens haben wir die Fotos nicht mit einer Spiegelreflex-Kamera gemacht, sondern mit unserer kleinen Canon PowerShot G9 X (Werbung/Amazon Partnerlink), einer waschechten Kleinbildkamera. Hättet ihr jetzt nicht gedacht, oder? Wir hatten uns aufgrund der Gepäckmenge und der Anreise mit dem Zug entschieden, die Spiegelreflex zuhause zu lassen, und haben die Entscheidung nie bereut.
Meine Tipps zum Nordlichtfotografieren
Damit auch euch die Nordlichtfotos gelingen, kommen jetzt hier unsere Tipps:
- Nutzt ein Stativ! Es muss kein großes Stativ sein, ein Gorillapod ist für kleine Kameras ausreichend. Habt ihr keines, stellt oder legt die Kamera hin, in der Hand werden die Bilder verwackelt.
- Löst von der Ferne aus! Die meisten Kameras heutzutage lassen eine Verbindung via Bluetooth oder WIFI zu und bieten eine Fernauslösung durch eine App. Schaut am besten vor eurer Reise in den Norden nach, ob das bei eurer Kamera geht. Alternativ gibt es aber Auslöser zu kaufen oder ihr stellt den Selbstauslöser ein.
- Stellt die Kamera manuell ein, das ist sogar bei einigen Smartphone-Kameras schon möglich. Mit folgenden Einstellungen haben wir unsere Fotos gemacht:
- Maximale Blende, d.h. die mit „F“ oder „f/“ angegebene Zahl sollte auf die kleinstmögliche Zahl, die eure Kamera oder euer Objektiv zulässt, eingestellt werden (steht normalerweise vorne auf dem Objektiv)
- Die ISO-Zahl sollte um 1.000 liegen, unserer Fotos hatten ISO 1.250
- Die Belichtungszeit kann zwischen 2 und 20 Sekunden variieren, das kommt auch auf die Aktivität und die Bewegung des Nordlichtes an. Einfach gesagt, je stärker sich ein Nordlicht bewegt, desto kürzer kann ich belichten ohne dass am Ende alles verschwimmt. Aber je schwacher ein Nordlicht zu sehen ist, desto länger muss ich belichten, um überhaupt etwas zu sehen. Das müsst ihr also ausprobieren. Wir haben die meisten Bilder mit 13 Sekunden gemacht.
- Zuletzt noch der Fokus, den, wenn möglich, auf „unendlich“ einstellen, damit alles scharf wird (Autofokus ausschalten!)
So, damit solltet ihr für das Fotografieren gerüstet sein. Noch mehr könnt ihr dann durch eine Nachbearbeitung der Bilder herausholen. Ich hab euch mal als Beispiel ein bearbeitetes und ein unbearbeitetes Bild gegenübergestellt:
Zurück auf der AIDAcara hatten wir dann noch etwas Glück und haben da auch noch ein paar Nordlichter gesehen.
Für uns ging die Reise am kommenden Morgen wieder gen Süden. Bei allerschönstem Sonnenschein hinaus aus dem atemberaubenden Alta-Fjord auf die offene Nordsee mit Ziel Vesterålen-Inseln. Aber dazu das nächste Mal mehr!
Die anderen Berichte zu unserer „Winter im hohen Norden“-Reise mit der AIDAcara findet ihr hier:
- Teil 1 „Auf in den hohen Norden“ – Hamburg bis Bodø
- Teil 2 „Das Tor zur Arktis“– Tromsø
- Teil 4 „Es geht südwärts“ – Sortland, Trondheim
- Teil 5 „Der letzte Teil der Reise“ – Bergen, Aarhus, Kiel
Diese Reise war selbstbezahlt, es handelt sich also um keine beauftragte Werbung durch AIDA Cruises oder eine Presse-Reise.
Katja meint
Hachz, und sofort bekommt ich ganz ganz großes Fernweh und möchte sofort wieder nach Norwegen oder Island reisen – im Winter!
Katharina von Wienerbrød meint
Wie wäre es denn mit einer Blogger-Workation im Winter im Norden? Ich wäre sofort dabei!
Ich kann ja mal am nächsten Wochenende die Skandinavien-Aussteller auf der ITB fragen, ob sie uns sponsern 😉
Alles Liebe,
Katharina
Judy meint
Wow Katharina das sind ja hammertolle Bilder vor allem von den Nordlichtern. Vielen Dank für deine Urlaubsrückblick 🙂