Genau heute vor einem Jahr ging eine Reise zuende, an die mich für den Rest meines Lebens erinnern werde. Denn ich habe auf dieser Reise etwas erlebt, von dem ich mein Leben lang geträumt habe: Ich habe Nordlichter gesehen! Davon will ich euch heute endlich erzählen, aber ich warne euch schon mal vor: das wird ein langer Artikel mit vielen Bildern. Vor allem unfassbar schönen Bildern, denn Norwegen im Winter ist eine Wucht!
Aber mal von Anfang an: für unsere gemeinsame Elternzeit mit dem Frøken waren Mr. L und ich uns schnell einig, dass wir die Zeit auch zum Reisen nutzen wollten. Verschiedene Ziele standen auf unserer „Da müssen wir mal hin!-Liste“, aber so nach und nach fiel einiges raus, weil wir weder dem Frøken irgendwelche Impfungen gegen Tropenkrankheiten zumuten wollten oder auch einfach aus Budget-Gründen (bye bye Womo-Rundreise durch Neuseeland…). Bei einem Besuch auf der CMT in Stuttgart sind wir dann zufällig am Stand der Hurtigruten vorbeigelaufen und fanden die Aussicht auf Nordlichter seeeeehr interessant. Nach ein paar Recherchen und Tipps vom Experten stand dann schnell fest, dass die Hurtigruten für uns nix sind (zu wenig Zeit in den Häfen, nicht auf Kleinkinder ausgelegt, etc.), aber dass wir Glück haben, weil Aida das erste Mal im Winter Kreuzfahrten in den Norden Norwegens anbot. Und zack, hatten wir die erste Kreuzfahrt unseres Lebens gebucht!
Jetzt muss man dazusagen, dass ich nicht zu den seefestesten Personen auf dieser Welt, aber durchaus weiß, was auf der Nordsee im Winter auf mich zukommen kann: hohe Wellen, viel Wind und vielleicht auch der ein oder andere Wintersturm. Aber egal, die Aussicht auf 8 unterschiedliche Städte in knapp 14 Tagen und eine Reise bis hinauf nach Alta, knapp 160 km südwestlich des Nordkaps, waren Anreiz genug, die Reise zu wagen.
Die Route der AIDAcara vom 25.3. bis 9.4.2017 führte von Hamburg über Haugesund, Bodø und Tromsø nach Alta und von dort aus über Sortland auf den Verstålen Inseln, Trondheim, Bergen und Aarhus in Dänemark nach Kiel. Heute nehme ich euch mit auf den ersten Teil der knapp 3.000 Seemeilen langen Reise bis nach Bodø. Außerdem gibt’s meine Top5 der Highlights des Abschnittes!
Von Hamburg nach Haugesund
Los ging es in Hamburg. Die Cara hatte den Liegeplatz am Cruise Center in Altona und abends ging es mit etwas Verspätung nach dem Abendessen auf in den Norden. Mit dem obligatorischen „Sail away“ wurde die Hansestadt verabschiedet und es ging durch die Elbe und das Wattenmeer hinaus auf die Nordsee.
Der erste Seetag auf dem Weg nach Haugesund, Luftlinie etwas mehr als 700km von Hamburg entfernt, hat es gut mit uns gemeint. Er startete mit Sonnenschein und ließ uns genug Zeit, das Schiff zu erkunden und dem Frøken das Spielzimmer zu erkunden. Die Cara ist ja die kleinste in der AIDA-Flotte, aber für die Reise und für uns als Neulinge genau richtig. Es gab drei Restaurants, einige Bars und einen klitzekleinen Shoppingbereich. Vermutlich kein Vergleich zu den großen Schiffen, die zig Restaurants und richige Shoppingmeilen haben, aber mit etwas über 1.300 Passagieren noch überschaubar.
Der erste Hafen in Norwegen – Haugesund
Haugesund liegt noch deutlich südlich des Polarkreises und hat uns auch ohne Schnee aber mit vielen gtrauen Wolken begrüßt. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich das interessanteste an der Stadt die Werft für die Ölplattformen fand, neben der die Cara festmachte.
Wir hatten uns im Vorfeld informiert, wo genau die Cara in den Häfen festmachte. Daraufhin haben wir entschieden, dass wir nur in Alta einen Nachtausflug ins Polarlicht-Camp machen und sonst die Städte auf eigene Faust erkunden wollten. Bis auf Alta lag der Liegeplatz immer so, dass man zu Fuß in das jeweilige Stadtzentrum gelangen konnte, und in Alta fuhren kostenlose Busse.
So haben wir auch Haugesund zu Fuß erkundet, in einer Bäckerei die erste Skillingsbolle, die norwegische Variante der Zimtschnecken, probiert (und ich Foodblogger-Profi hab nicht mal ein Foto gemacht….) und waren ein bisschen für das Frøken shoppen.
Mit der Cara ging es dann am Nachmittag schon weiter nordwärts, vorbei an den Schären vor Haugesund hinaus auf die Nordsee in Richtung Bodø.
Überraschung südlich des Polarkreises
Nicht nur die Nordsee zeigte sich in der darauffolgenden Nacht als unberrechenbar, auch der Himmel. Während sich die See von ihrer eher schlechten Seite zeigte, zeigte sich am Himmel eins der schönsten Himmelsschauspiele überhaupt: Nordlichter!
Kapitän Lars Krüger (übrigens der beste Kapitän ever, solltet ihr die Chance haben, mit ihm zu reisen, macht es!) hatte im Vorfeld angekündigt, dass er sich über die Bordlautsprecher auch in den Kabinen melden wird, sobald Nordlichter auftauchen. Um vier Uhr morgens war es soweit: Es knarzte kurz und schon kam die Info, dass jetzt schon, viel südlicher als in den vergangenen Wochen, Nordlichter zu sehen sein. Ich hab mich in Windeseile in meine Klamotten geschmissen, hab mir die Kamera geschnappt und bin die Decks bis nach oben gesprintet um dann endlich… enttäuscht zu sein. Ich hatte tanzende Lichtvorhänge erwartet, aber alles, was es zu sehen gab war ein fahler grüner Schleier vor den Sternen. Das einzig Tanzende war die Cara selbst, denn mittlerweile gab es ganz schön Seegang und damit auch keine Chance, die Nordlichter zu fotografieren, denn die brauchen Langzeitbelichtung. Für mich ging es ernüchtert wieder zurück in die Kabine.
Den restlichen Tag haben wir dann versucht, so gut wie möglich den Seegang zu ertragen, bis am nächsten Morgen endlich in Bodø angelegt wurde.
Aprilwetter und Schweden in Bodø
Der erste Schnee fiel auf dem Weg nach Bodø und die ganze Cara war wie von Puderzucker überzogen. Und auch in Bodø war alles mit einer dicken Schneeschicht überzogen, die der Stadt, die die Deutschen fast komplett im 2. Weltkrieg fast komplett zerstört haben, einen gewissen Charme verliehen.
Die Cara lag direkt im Stadtzentrum und so konnte der kleine Stadtrundgang direkt starten. Für uns ging es einmal durch die kleine Geschäftstrasse den Hügel hinauf Richtung Dom. Und auf einmal dachten wir, wir stünden mitten in Bullerbü! Bodø war die am meisten im Krieg zerstörteste Stadt Norwegens, und dank des Schwedischen Roten Kreuzes konnte ein Teil wieder aufgebaut werden. Dabei wurden typisch schwedische Holzhäuschen gebaut, daher wird der Stadtteil auch Svenskebyen, schwedische Stadt, genannt. Sehr hübsch und definitiv einen Spaziergang wert.
Die Dormkirche haben wir auch besichtigt, sie gehört aber zu den eher nüchternen Gotteshäusern. Man sieht ihm das Entstehungsdatum Ende der 1950er Jahre jedenfalls an.
Mein absoluter Tipp ist aber das Stormen Kulturzentrum am Hafen. Bücherei, Konzertsaal, Café, all das findet sich unter dem Dach eines neugebauten Gebäudeensembles. Das ist nicht nur architektonisch schick sondern liegt auch sehr schön direkt am Hafen. Und wie üblich in Skandinavien gibt es natürlich freies WLAN. Das haben wir genutzt in in dem hübschen Café namens Tur noch zu Mittag gegessen. Für norwegische Verhältnisse waren die Preise ok, und das Essen war lecker!
Ebenfalls empfehlenswert ist ein Spaziergang auf der Mole, auf den knapp 600 m bis zum Ende der Mole hat uns das Wetter immer wieder überrascht, weil es quasi im Minutentakt zwischen strahlendem blauen Himmel und wildem Schneesturm wechselte.
In der Gegend um Bodø gibt es noch zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie den Saltstraumen, den stärksten Gezeitenstrom der Welt, die wir nicht besucht haben. Es lässt sich also durchaus mehr Zeit als die paar Stunden, die wir dort verbracht haben, in Bodø aushalten.
Für uns ging es abends weiter Richtung Norden zum nächsten Hafen in Tromsø. Neben den Nordlichtern war diese Stadt definitiv ein Highlight für uns. Deshalb gibt’s für Tromsø auch einen eigenen Post, der in Kürze veröffentlicht wird. Bis dahin gibt’s erst einmal eine kurze Zusammenfassung der
Highlights der Strecke Hamburg – Bodø
- Die Schären – sowohl Haugesund als auch Bodø liegen nicht tief in einem Fjord versteckt, sondern relativ nah an der offenen See. Die Einfahrten in beide Häfen war daher auch mehr von kleinen Schären statt hoher Bergwände gekennzeichnet aber immer sehr hübsch.
- Skillingsboller – die norwegische, genauer gesagt Bergener Variante der Zimtschnecke schmeckt genauso gut wie ihre „Schwestern der anderen skandinavischen Länder. Unbedingt probieren!
- Nordlichter – natürlich! Für uns gab’s die ersten sehr weit südlich, und je nach Sonnenaktivität kann man sie sogar noch südlicher oder eben auch viel viel stärker sehen (und die mystische Musik dazu müsst ihr euch dann eben denken!)
- Svenskebyen in Bodø – für ein wenig Bullerbü-Feeling in Norwegen
- Stormen Kulturzentrum – das Café dort ist gerade bei einem kleinen Schneesturm draussen empfehlenswert. Und durch die großen Fenster hat man einen wunderschönen Blick auf den Sport- und Fischerei-Hafen von Bodø.
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in diese tolle Reise geben. Nächstes Mal nehme ich euch mit bis Tromsø! Hach, das war ein schöner Stopp… Bis dahin,
Die anderen Posts zu „Winter im hohen Norden“ mit AIDAcara findet ihr hier:
- Teil 2 „Das Tor zur Arktis“ – Tromsø
- Teil 3 „Die Magie des Nordlichts“ – Alta
- Teil 4 „Es geht südwärts“ – Sortland und Trondheim
- Teil 5 „Der letzte Teil der Reise“ – Bergen, Aarhus, Kiel
*Diese Reise war selbstbezahlt, es handelt sich also um keine beauftragte Werbung durch AIDA Cruises oder eine Presse-Reise.
Marseille meint
Hallo Katharina! Du hattest eine unglaubliche Reise. Die nordischen Länder sind großartig.
Katharina von Wienerbrød meint
Dankeschön! Ja, das sind sie!
Alles Liebe,
Katharina